Klangbrücken Festival 2018 "Luciano Berio"

Eröffnungskonzert

  • 19.04.18 - 18:30 Uhr, Sprengel Museum Hannover
  • Programm
  • Info
  • Carlo Gesualdo di Venosa (1566-1613)
    Due Madrigali

    Luciano Berio (1925-2003)
    Corale (1981) für solo Violine, 2 Hörner und Streicher

    Carlo Gesualdo di Venosa
    Due Madrigali

    Luciano Berio
    Notturno (1993/95) für Streichorchester

    Norddeutscher Figuralchor
    Jörg Straube. Leitung
    Elisabeth Kufferath. Violine
    musica assoluta
    Thorsten Encke. Dirigent

  • Klangbrücken 2018 (19.-23.04.18)

    LUCIANO BERIO

    „Ich glaube nicht an simple Gegensätze, an Schwarzweiß, an richtige und falsche Perspektiven. Es gibt ja unendlich viele gleichberechtigte Perspektiven der Realität.“ Diese Aussage des italienischen Komponisten Luciano Berio (1925-2003), der im Fokus des Festivals Klangbrücken 2018 steht, benennt einen zentralen Aspekt seines facettenreichen Schaffens, das sich nie einer ästhetischen Doktrin unterordnen ließ. Zwar nahm Berio regen Anteil an der seriellen Avantgarde der 50er-Jahre, er schuf experimentelle Werke für verschiedenste Besetzungen und beschäftigte sich mit elektroakustischer Musik. Jedoch benutzte er die Kompositionstechniken in undogmatischer Weise und stellte sie in den Dienst der Sprachfähigkeit der Musik. In seinen Vokalwerken ist nicht nur das Wort ein Baustein, sondern alle Arten stimmlicher Artikulationsweisen, die jenseits semantischer Eindeutigkeit als Ausdrucksmittel dienen. Wichtige Impulse erhielt er dabei von den Werken eines James Joyce, aber auch vom literarischen Schaffen seiner Zeitgenossen wie Italo Calvino oder Umberto Eco, und solche Einflüsse schlugen sich immer auch in der bildhaften Sprache seiner instrumentalen Werke nieder.

    DAS PROGRAMM

    Zwei Chorwerke von Carlo Gesualdo, Fürst, Mörder und genialer Komponist der Spätrenaissance stehen am Anfang des Eröffnungskonzertes des Klangbrückenfestivals 2018. Ihm gegenüber gestellt werden zwei Werke des Festivalkomponisten Luciano Berios: Corale für Violine, Streicher und 2 Hörner aus dem Jahr 1981 und Notturno für Streichorchester aus dem Jahr 1993/95. Zwischen beiden Komponisten liegen 400 Jahre Zeit- und Musikgeschichte. musica assoluta und der Norddeutsche Figuralchor wagen den klanglichen Brückenschlag.

    Dabei erscheinen Gesualdos Madrigal-Kunst und Berios Musiksprache - trotz des großen Zeitabstandes - erstaunlich nah, fast verwandt. Der in der Spätrenaissance wirkende Gesualdo, einer der kühnsten Chromatiker seiner Zeit, hatte sich bereits vor 400 Jahren an die Grenzen der Tonalität herangewagt. Während sich Gesualdos Zeitgenossen wie Monteverdi schon zur Dominanz einer Stimme hinbewegten, hielt Gesualdo noch fest an der Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts, arbeitete aber umso intensiver an der Feinheit der

    Wortausdeutung und der Stringenz der Linienführung. Das Ergebnis sind – nach unserem heutigen Hörverständnis – gleichsam unfassbar moderne Harmonien mit ebenso stimmigen wie überraschenden Tonartwechseln. Die Madrigale sind komponiert auf Texte extremer Liebesnot, von der Gesualdo durchaus ein Lied zu singen wußte: In rasender Eifersucht nämlich hatte er seine erste Frau und deren Liebhaber brutal ermordet.

    Nach und zwischen Gesualdo erklingt der Festivalkomponist Luciano Berio mit zwei charakteristischen Werken: „Corale“ erhellt beispielhaft dessen Kompositionsweise der permanenten Veränderung und Umwandlung des bestehenden Klangkontinuums. So ist „Corale“ die Orchestertranskription der früher entstandenen Sequenza VIII für Solovioline. „Notturno“ (1993/95) für Streichorchester, eine Hommage an Paul Celans Umgang mit der Sprache, zeigt die auch in anderen Werken Berios zu Tage tretende geistige Verbundenheit Berios zu Celan. „Notturno“ ist ein Versuch, ein aus unausgesprochenen Worten bestehendes Gespräch musikalisch darzustellen, die Sprache Celans musikalisch fortzuführen.

Tickets: 20 €, erm.13 €

HP/NP Ticketshops. 0511-1212 3333
Künstlerhaus Hannover. 0511-168 412 22

Klangbrücken Festival 2018 "Luciano Berio"
  • 19.04.18 - 18:30 Uhr, Sprengel Museum Hannover