Mouvement

  • 19.01.19 - 20:00 Uhr, Landesfunkhaus Hannover, kleiner Sendesaal
  • Programm
  • Info
  • Mouvement“
    in Kooperation mit Musik 21 Niedersachsen und dem NDR

    Thorsten Encke (*1966)
    Préludes for Ensemble (2012) 

    Artur Kroschel (*1973)
    Nimis for 15 player (2014) 

    Zygmunt Krauze (*1938)
    „Apollinaire’s Poem“ (2016)
    für sprechenden Pianisten und 12 optionale melodische Instrumente

    Helmut Lachenmann (*1935)
    „Mouvement (– vor der Erstarrung)“ für Ensemble (1983/84)

    Zygmunt Krauze. Rezitation und Klavier
    musica assoluta
    Thorsten Encke. Dirigent

    Einführung um 19 Uhr!

     

  • Mouvement – vor der Erstarrung“

    Ist alles hin? Von Rohmaterialien, neuen Inhalten und der Suche nach einer gemeinsamen Stimme. Ein moderner Abend mit musica assoluta

    Kann man aus den Trümmern alter Klangwelten neue bauen – und findet man in den so freigelegten Rohstoffen Bausteine für neue Inhalte? Dieser Frage hat sich der renommierte Komponist Helmut Lachenmann in seinem Werk “Mouvement” gewidmet.

    Helmut Lachenmann (*1935) gehört zu den aktuell anerkanntesten deutschen Komponisten der Gegenwart, der seinen Hörern konsequent und radikal ein vollkommen präsentes Erleben von Musik jenseits aller bekannten Pfade ermöglichen will. In seinem Werk “Mouvement – vor der Erstarrung” aus den frühen 1980er Jahren finden wir zunächst nur sich wiederholende Fragmente vor. Schnell wird entlarvt, um was es sich handelt: klangliche Rohstoffe, hörbar gemachtes Material. “Oh, du lieber Augustin, alles ist hin!” klopft es geisterhaft aus dem Instrumentarium - doch enthalten diese Rohstoffe womöglich bereits genügend Substanz für eine neue Sinnsuche? 

    Thorsten Encke (*1966) „Préludes“ for Ensemble (2012)
    Auch Thorsten Enckes „Préludes“ beschreiben eine Suche – tastend bewegen sich die Stimmen aufeinander zu und treten in Dialoge. Encke schrieb die ‚Préludes‘ 2012 für das renommierte Festival „Spannungen: Musik im Kraftwerk Heimbach“. Kombiniert werden fünf fragmentarische Präludien für ein gemischtes Ensemble, die zwar jedes für sich den Charakter des Vorläufigen, des Suchenden wahren, als zusammengefasstes Werk aber eine klare Dramaturgie verfolgen. Das erste Prélude ist eine recht heftige Auseinandersetzung aller acht Instrumente, die gleich einem Streit über die Grundlagen kammermusikalischen Miteinanders die gängigen Spielformen in Frage stellt. Tastend übernimmt in den mittleren drei Préludes jeweils ein Soloinstrument, bzw. eine Instrumentengruppe die führende Stimme – Prélude II die Klarinette, PréludeIII das Streichtrio und Prélude IV der Kontrabass mit dem Schlagzeug. Es ist wie die Suche nach Gemeinsamkeiten, nach einer gemeinsamen Stimme. Jedoch auch im letzten Prélude, in dem alle acht Instrumente gleichermaßen beteiligt sind, gelingtes nicht, den Tendenzen der Auflösung eine absolute und somit geordnete Form des Miteinanders entgegenzusetzen – letztere mag sich mitunter kurz andeuten, wird jedoch immer wieder in Frage gestellt.

    Zygmunt Krauze (*1938) - „Apollinaire’s Poem“ für sprechenden Pianisten und 12 Instrumente (2016)
    1938 in Warschau geboren, gehört Zygmunt Krauze zu den bedeutendsten polnischen Komponisten der Gegenwart, dem Auszeichnungen wie der UNESCO Heritage of the Humanity Award, das goldene Verdienstkreuz der Republik Polen sowie eine Mitgliedschaft in der französischen Ehrenlegion zuteil wurden.
    Er studierte Komposition und Klavier (u.a. bei Nadia Boulanger) in Warschau und Paris und lebte zwischenzeitlich als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes auch in Berlin. 1967 gründete er das Ensemble „Warsztat Muzyczny“ (Musikalische Werkstatt), das bereits über 100 Neukompositionen in Auftrag gegeben hat und mit dem er zwei Jahrzehnte lang auftrat. 1982 unterrichtete er mit einer Gastprofessur in Yale; seit 2002 bekleidet er eine Professor für Komposition an der Musik-Akademie Lodz und seit 2006 an der Frédéric-Chopin-Musikhochschule in Warschau, wo er Generationen von Studenten prägte. Bis heute setzt Zygmunt Krauze auch seine Karriere als Pianist fort.
    Sein Stil zeichnet sich durch ein Fehlen jeglicher Kontraste und Höhepunkte nach konventionellem Empfinden aus, hierzu diente ihm als Inspiration eine Theorie zum sogenannten Unismus des polnischen Malers Wladyslaw Strzeminski (1893-1952).

    Das Gedicht „La jolie russe“ („Die hübsche Rothaarige“ - gemeint ist offenbar die Sonne) von Guillaume Apollinaire (1880-1918) begleitet Zygmunt Krauze nach eigenen Angaben bereits seit seiner Kindheit. Er verbindet hiermit „einen dramatischen Appell an Kritiker oder gar Obrigkeiten für Verständnis für Künstler und ihre Suche. Dieser Appell ist ein Aufschrei für die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks.“
    In Krauzes Werk „Apollinaire’s Poem“ von 2016 sind Fragmente dieses Gedichts präsent, die von einem sprechenden Pianisten – am heutigen Abend der Komponist selbst – und einem verstimmten Klavier vorgetragen werden, das Krauze in einer Äußerung über dieses Stück als sein „Lieblingsinstrument“ bezeichnet. Dieser Klangcharakter steht in provozierend starkem Kontrast zum Ensemble, das ihm „gleichförmig, unberührt und bar jeglichen Ausdrucks“ gegenübersteht.

    Artur Kroschel (*1973) - „Nimis“ for 15 players (2014)
    Artur Kroschel wurde 1973 in Szamotuly in Polen geboren und studierte in Posen Komposition und Elektronische Musik. Er ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe, darunter im Jahr 2000 den Davidoff Young Composers Award, und ihm wurde eine Vielzahl an Auszeichnungen zuteil, u.a. eine des Polnischen Ministeriums für Kultur. Er leitete von 2001 bis 2002 die Vereinigung Junger Komponisten innerhalb des Polnischen Komponistenverbands, seit 2012 übt er für letzteren das Amt des Vizepräsidenten aus. Artur Kroschel promovierte in Breslau und unterrichtet derzeit an der Ignacy Jan Paderewski Academy of Music in Posen.
    Sein Kompositionsstil zeichnet sich durch ein gewisses Understatement aus. So setzt er auch in seinem Werk „Nimis“ – aus dem Lateinischen übersetzt eigentlich „zu viel“ oder gar „Exzess“ bedeutend – viele punktuelle Einzelaktionen der verschiedenen Instrumente zusammen zu einem beinahe flächig erscheinenden Gesamtbild, in dem vereinzelte Melodiefragmente aufblitzen.

    Das Hannoveraner Ensemble musica assoluta kann auf viel Erfahrung im Bereich der zeitgenössischen Musik aufbauen und hat es sich zum Ziel erklärt, sie viel selbstverständlicher in unseren Kulturbetrieb zu integrieren. Die Reihe Musik 21 vom Norddeutschen Rundfunk bietet hierfür einen Rahmen, der kaum besser passen könnte, und diesem besonderen Klangerlebnis mit dem Kleinen Sendesaal hervorragende akustische Bedingungen. Zudem wird es vor dem Konzert für interessierte Hörer ein Einführungsgespräch geben.

Tickets

NDR Ticketshop Hannover, Rudolf-von-Benningsen-Ufer 22, 30169 Hannover
unter Tel. 0511-277 898 99 · Mo–Fr, 9–17 Uhr

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